Eurozone: Inflationsrate steigt im April – Wachstum solide
Die Inflation in der Eurozone bleibt hoch. Mit der gestrigen Veröffentlichung der deutschen Inflationsrate war bereits klar, dass ein Rückgang der Teuerungsrate für den gemeinsamen Währungsraum vom Tisch ist. Die Energiepreise sind zwar gefallen, doch zuletzt verteuerten sich Nahrungsmittel. Darüber hinaus gewann der Preisauftrieb an Breite. Das zeigt eindrücklich die Kerninflationsrate die nun bei 3.5 % liegt. Die höheren Energiepreise werden von Industrie und Dienstleistern auf die Produkte übergewälzt. Die Inflation zündete die nächste Stufe: Es kommt zu Preisüberwälzungen.
Es war ein schwieriges Quartal für die Eurozone. Die italienische Wirtschaft befand sich sogar im Rückwärtsgang. Dort schrumpfte die Wirtschaft um 0.2 %. Auch die französische Wirtschaft konnte nicht vorwärts machen und stagnierte. Der deutsche BIP-Zuwachs mit dem leichten Plus von 0.2 % hob sich hingegen positiv hervor. Dass das BIP überhaupt zulegt, war den Corona-Lockerungen und einer besseren Materialversorgung in der Industrie zu verdanken. In den meisten Ländern der Eurozone legte die Industrieproduktion in den ersten Monaten des Jahres zu. Die Lieferkettenproblematik verbesserte sich auch noch so weit, dass ein kräftiger BIP-Zuwachs auf der Agenda stand. Das nur milde Wachstum war deshalb einmal mehr Ausdruck einer schwierigen wirtschaftlichen Lage aufgrund fehlender Rohstoffe und Vorprodukte.
Für die EZB ist das heutige Zahlenwerk eine klare Aufforderung zum Handeln. Man kann es nicht oft genug erwähnen, doch die EZB muss den Ernst der Lage erkennen. Bis vor einigen Monaten war die Argumentation der europäischen Währungshüter noch schlüssig. Die Inflation war vor allem Corona-Effekten zuzuschreiben. Doch die Dinge änderten sich. Mit Ausbruch des Krieges hat sich der Teuerungsdruck verstärkt und an Breite gewonnen. Eine Zinsanhebung im Juli ist gemessen daran Pflicht. Wir hoffen, dass die Währungshüter dieser Pflicht nachkommen.