Investment Ideen

Investieren in den grünen und sozialen Wandel

Harald Brandl, Senior Equity Strategist und Dominik Pross, Junior Investment Strategist
Lesedauer: 9 Min
Rendite erzielen und gleichzeitig Nachhaltigkeitsziele erfüllen, das geht. Wir haben fünf Themenblöcke für nachhaltigkeitsorientierte Anleger identifiziert und stellen dazu passende Anlagelösungen vor.

Die letzten Monate haben gezeigt, dass Nachhaltigkeit weit über Umwelt- und Klimaaspekte hinausgeht. Die Corona-Pandemie beeinflusst in fundamentaler Art und Weise, wie wir unser Leben führen: Wie sich unser soziales Umfeld gestaltet, wie wir einkaufen, wie wir arbeiten. Der wirtschaftliche Stillstand führte auch zu spürbaren Sondereffekten. Leere Strassen und ein Himmel ohne Flugzeuge reduzierten die Lärmbelastung und verbesserten die Luft- und damit die Lebensqualität. Für viele kam dies einem Weckruf gleich. Die Pandemie eröffnete damit nicht nur im industriellen Wandel neue Opportunitäten für Anleger, sondern schärfte das Verlangen nach zielorientiertem, nachhaltigem Investieren. Vermehrt fragen sich Anleger, wie sie mit ihren Investitionen nachhaltige Ziele unterstützen können.

Hinweis: Das ist die Einführung zur fünfteiligen Investmentidee-Serie «Investieren in den grünen und sozialen Wandel».  Bisher erschienen sind:

Das Interesse, nachhaltig zu investieren, steigt bereits seit einigen Jahren. Jedoch lag bisher der Fokus vor allem darauf, anhand von ESG-Ratings (ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung)) Unternehmen auszuschliessen. Meistens standen dabei Umwelthemen im Vordergrund. Per Dezember 2020 gab es laut dem Fondspezialisten Morningstar weltweit mehr als 4'100 Nachhaltigkeitsfonds, mit einem Anlagevermögen von mehr als USD 1'500 Mrd., wobei vier Fünftel der Gelder in Europa verwaltet werden, gefolgt von den USA (14 %). Dieser Trend ist ungebrochen. Allerdings verfolgen viele passive und generalisierte Nachhaltigkeitsfonds keine konkreten Ziele. Das Hauptziel ist im Allgemeinen, umweltschonender zu werden.

 

Favorisierte Unternehmen in passiven Nachhaltigkeitsfonds (in % der bestehenden Fonds)
Favorisierte Unternehmen

Quellen: Morgan Stanley, VP Bank

In der Regel orientieren sich diese Anlagelösungen an den bekanntesten ESG-Indizes. Dabei führen der regelbasierte Auswahlprozess und die Orientierung an der Marktkapitalisierung zu Konzentrationen. 62 % aller entsprechenden Fonds beinhalten so das Softwareunternehmen Microsoft mit einem Gewicht von knapp 5 %. Grosskapitalisierte Gesellschaften wie Tesla, NVIDIA, Walt Disney oder PepsiCo sind ebenfalls in mehr als der Hälfte der passiven Anlagelösungen enthalten (vgl. Grafik). Während diese Unternehmen die besten ESG-Bewertungen in ihrer Branche ausweisen, beruht ihr Geschäft nicht notwendigermassen auf explizit ökologischen oder sozialen Produkten und Dienstleistungen.

War das Interesse an gezielten Nachhaltigkeitsinvestitionen in bestimmten Aspekten – zum Beispiel erneuerbarer Energien – seit längerem vorhanden, so intensivierte die globale Gesundheitskrise diesen Trend. Die jüngste Befragung von der Europäischen Investment Bank (EIB) ergab, dass knapp drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger in Europa der Ansicht sind, auch selbst zum Klimaschutz beitragen zu können. Dies spiegelt sich in ihren Anlegerinteressen, welche sich auf die gesamte Themenbandbreite nachhaltiger Investitionen richtet. Das beinhaltet nach wie vor einen erhöhten Fokus auf erneuerbare Energien, das Interesse an Nachhaltigkeitsthemen in Bezug auf Biodiversität, dem Schutz der Meere oder der Umwelt, Ressourceneffizienz sowie Gesundheit, Sicherheit und Gleichberechtigung aber steigt.

Neben der zunehmenden gesellschaftlichen Wachsamkeit sind vor allem Regulierung und finanzielle Unterstützungen die grossen Treiber des sich abzeichnenden Wandels. Der von der EU-Kommission verabschiedete Haushalt für die Jahre 2021 bis 2027 stellt den Mitgliedsländern ein Budget von knapp EUR 1.8 Bio. zur Verfügung. Neben dem allgemeinen Haushaltsbudget von rund EUR 1.1 Bio. beinhaltet dies den EU Wiederaufbaufonds in Höhe von EUR 750 Mrd. Diese Mittel sind verknüpft mit der Anforderung, die seitens der EU gesteckten Klimaziele zu unterstützen. Damit die Mittel auch zielführend eingesetzt werden und nicht versickern, werden sogenannte Taxonomien erschaffen. Das heisst, es werden Vergaberegeln eingeführt. Demnach erhalten nur diejenigen Unternehmen Fördermittel oder Aufträge, die nicht nur nachhaltige Projekte zielführend umsetzen können, sondern selbst auch nachhaltig agieren. Die Taxonomie der Europäischen Union ist bereits sehr fortgeschritten und wird gegen Ende 2021 in der finalen Form vorliegen.

Der gesellschaftliche Wandel führt dazu, dass Nachhaltigkeitsaspekte in viele Lebensbereichen an Relevanz gewinnen. So auch bei der Vermögensanlage, wobei es unterschiedliche Ansätze gibt. Viele Investoren bringen ihre Anlagen in Einklang mit ihren persönlichen Zielen und Werten. Weit verbreitet ist dieser Ansatz, wenn es darum geht, gewisse Geschäftstätigkeiten oder Praktiken wie Korruption auszuschliessen. Dieses Prinzip kann auch umgedreht werden, sodass gezielt in Bereiche investiert wird, die dem Investor ein persönliches Anliegen sind. Dieser Ball wird seitens der Vermögensverwalter aufgenommen. Nachhaltigkeitsfonds investieren deutlich mehr in Unternehmen, die den staatlichen Vergaberichtlinien (Taxonomien) Rechnung tragen (vgl. Grafik).

 

Relative Gewichtung der EU-Taxonomie konformen Unternehmen in Nachhaltigkeitsfonds
EU Taxonomie

Quellen: Goldman Sachs, VP Bank

Themenbasierter Fokus auf Nachhaltigkeit

Das Spektrum der Nachhaltigkeitsaspekte bietet langfristigen Investoren eine aussergewöhnlich breite Fülle an Opportunitäten. Um den Fokus zu schärfen und mittels gezielter Auswahl geeigneter Unternehmen auch direkt den grünen und sozialen Wandel zu unterstützen, haben wir fünf spezifische Themenblöcke (siehe unten) und entsprechende Fonds identifiziert.

Wenn Sie mehr zu den Anlagelösungen wissen möchten, wenden Sie sich an ihren Kontakt bei der VP Bank.

  • Umwelt und Klimaschutz
  • Gesundheit und demografischer Wandel
  • Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft
  • Chancengleichheit, Bildung und Sicherheit
  • Nachhaltige Infrastruktur

1. Umwelt und Klimaschutz

Die Dringlichkeit des Klima- und Naturschutzes wird dadurch deutlich, dass die globale natürliche Umwelt einen geschätzten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen von USD 125 bis 140 Bio. pro Jahr generiert. Das entspricht in etwa dem 1.5fachen des weltweiten Bruttoinlandprodukts (BIP). Nimmt man den industriellen Blickwinkel ein, so ist etwa die Hälfte der globalen Wertschöpfung moderat bis stark abhängig von der Natur. Es ist somit eine logische Konsequenz, dass die Anzahl der Staaten zunimmt, die der Natur subjektive Rechte in ihren Verfassungen einräumen. Der Erhalt der Biodiversität sowie der Schutz der Gewässer und Meere als Grundlebensbedingung bekommen in den kommenden Jahren eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Mehr dazu gibt es hier.

2. Gesundheit und demografischer Wandel

Die Gesundheitskrise hält die Welt nun bereits seit fast zwei Jahren in Atem. Dabei werden die Defizite der Gesundheitssysteme sowohl in den Industrienationen als auch den Schwellenländern schonungslos offengelegt. Investitionen in Gesundheit verbessern nachweislich die allgemeinen Lebensbedingungen sowie die soziale Sicherheit. Auf der einen Seite führt ein besseres Gesundheitssystem zu einer höheren Lebenserwartung (durchschnittliche Alterserwartung bei Frauen in Europa im Jahr 2020 war 82, in Afrika 65 Jahre), andererseits beeinflusst es die ökonomische Entwicklung eines Landes direkt. Da die Geburtenraten (Europa: 1.6 Kinder pro Frau gegenüber Afrika: 4.1) kombiniert mit einer höheren Lebenserwartung den demografischen Wandel beeinflussen, werden damit auch ökonomischen Trends bestimmt, wie etwa das künftige Konsumverhalten. Beide Themen haben somit eine immense Bedeutung für die künftige globale Wirtschaftsentwicklung. Mehr dazu gibt es hier.

3. Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft

Dieses Nachhaltigkeitsthema steht in den kommenden Jahren auf der Dringlichkeitsliste vieler Staaten an oberster Stelle. 65 % der von Menschen erzeugten CO2-Belastung stammt aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe, weitere 28 % trägt die globale Landwirtschaft dazu bei. Erst 2019 konnte der Anstieg gebremst werden, doch werden grosse Anpassungen in der Art und Weise wie Energie erzeugt, transportiert und verwendet wird, erforderlich sein. Es ist somit nicht verwunderlich, dass dies auch den Schwerpunkt der staatlichen Förderungen und Infrastrukturprojekte darstellt. Detaillierte Studie folgt.

4. Chancengleichheit, Bildung und Sicherheit

Sowohl Chancengleichheit, Bildung als auch Sicherheit sorgen für mehr soziale Stabilität und führen sowohl direkt, vor allem in Form von Bildung, als auch indirekt zu einem höheren Wirtschaftswachstum. Besonders in einer Welt, in der der technologische Fortschritt immer mehr einfache Arbeit ersetzt, wird Bildung eine noch signifikantere Rolle spielen. Ebenso haben Studien nachgewiesen, dass Chancengleichheit einen positiven Beitrag zur Entwicklung von Unternehmen leistet. Letztlich wird auch das Thema Sicherheit, das über die übliche Definition, wie Cybersecurity, hinausgeht, einen positiven Effekt auf die Stabilität und Entwicklung bestimmter Regionen zeitigen. Denn auch andere Aspekte, wie der Zugang zu sauberem Wasser – 30 % der Bevölkerung fehlt dieser – können zu den Sicherheitsaspekten hinzugezählt werden. Detaillierte Studie folgt.

5. Nachhaltige Infrastruktur

Der Bevölkerungszuwachs wird in den kommenden Jahrzehnten die Nachfrage nach Wasser, Lebensmittel, Energie und Wohnraum weiterhin drastisch erhöhen. Nicht nur die Sicherstellung der gesellschaftlichen Versorgung stellt dabei eine grosse Herausforderung dar, auch die alleinige Menge an erforderlichen Ressourcen. Die hohen, in Aussicht gestellten Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen untermauern die Erkenntnis, dass diese bereits absehbare Entwicklung nur durch kluge und langfristige Planung zu bewältigen ist. Detaillierte Studie folgt.

Wichtige rechtliche Hinweise
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