Themenfonds – Modeerscheinung oder nachhaltiger Trend
Laut einer Analyse von Morningstar haben seit Anfang 2020 Vermögensverwalter das Angebot an diesen Nischenstrategien entsprechend ausgeweitet. Die Nachfrage der Anleger nach mehr Klarheit darüber, wie diese Fonds aufgebaut sind und wie sie in ihre Portfolios passen (oder auch nicht), hat entsprechend zugenommen.
Kontinuierliches Wachstum bei Themenfonds
Laut dem Thematics Barometer der BNP Paribas, datiert mit April 2023, das zusammen mit Coalition Greenwich erstellt wurde, stieg in Europa der Anteil thematischer Investments seit 2020 um 20 Prozent an, wobei die höchste Nachfrage aus dem Bereich der Intermediärsvertriebe (Wholesale-Kanäle) stammt. Im Durchschnitt planen gemäß dieser Studie 70 Prozent der Investoren eine weitere Erhöhung ihres Fokus auf Thematisches Investieren in den nächsten drei Jahren, wobei sich 84 Prozent der Intermediärsvertriebe und 56 Prozent der institutionellen Investoren für eine Erhöhung ausgesprochen haben.
Diese Fonds versuchen, säkulare Wachstumsthemen zu nutzen. Relevante Themen gibt es viele. Von Technologiethemen wie etwa der fortschreitenden Digitalisierung, Automatisierung/Robotik und künstlicher Intelligenz bis hin zu Generationstrends, Urbanisierung, Ernährungsthematik, demographischem Wandel und auch physikalischen Themen wie erneuerbare Energien und Klimawandel reicht das Spektrum der Megatrends, die für Investoren große Ertragschancen bieten können.
Investieren mit Emotion
Themenfonds sind für Anleger attraktiv, weil sie leicht zu verstehen sind - vor allem wenn man bedenkt, wieviel Fachjargon in Finanzprodukten vorkommt. Themenfonds greifen in der Regel aussagekräftige Themen auf, die den Anlegern oft bekannt sind, wie z. B. die Alterung der Bevölkerung oder der Übergang zu einer digitalen Wirtschaft. Geschichten wie etwa der Aufstieg von Elektrofahrzeugen, Klimawandel oder Langlebigkeit üben eine starke Anziehungskraft auf die Emotionen der Anleger aus. Die Verhaltenswissenschaft lehrt uns, dass einfache Geschichten eine starke Anziehungskraft auf Menschen haben, weil sie leicht zu merken sind. Eine Geschichte ist eine in sich geschlossene Sache, die in unserem Leben eine Bedeutung hat – und unser Gehirn liebt genau solche Dinge.
Themenfonds sind für Anleger attraktiv, weil sie leicht zu verstehen sind.
Wolfdieter Schnee Leiter Fund Client & Investment Services
Gewonnene Erkenntnisse
In der Vergangenheit verlief die Auflage thematischer Fonds in der Regel in Zyklen. Neue Strategien werden oft in Zeiten starker Performance eingeführt. In Abschwungphasen nehmen sie jedoch tendenziell ab. Diese Trends deuten darauf hin, dass das Interesse der Anleger an diesen Strategien und der Wunsch der Anbieter, sie anzubieten, in der Regel mit dem breiteren Markt übereinstimmt.
Die Auflage von Themenfonds ist ein Phänomen der Hausse. Die Fülle neuer thematischer Fonds, die in den letzten Jahren aufgelegt wurden, unterstreicht diesen Zusammenhang. Erfahrene Investoren haben Themenfonds deshalb oftmals eher in schlechter Erinnerung. So wurden in der Vergangenheit solche Fonds oft spätzyklisch aufgelegt, nachdem ein Thema schon lange überdurchschnittliche Erträge erzielt hatte und die zugrundeliegenden Aktien hoch bewertet waren.
Was hat sich verändert?
Unserer Ansicht nach ist der jüngste Trend hin zu Themen- und Sektorfonds wesentlich nachhaltiger als in der Vergangenheit. Folgende Faktoren sind in diesem Kontext zu nennen:
- Aktives Asset Management steht von Seiten günstiger passiver Investmentmöglichkeiten wie ETFs und Indexfonds seit längerer Zeit unter massivem Druck. Dies führt dazu, dass sich insbesondere kleinere Asset Manager immer weiter spezialisieren müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Kann im Zuge dieser Spezialisierung eine Nische mit einem glaubwürdigen Investitionsansatz und der entsprechenden Kernexpertise besetzt werden, ist eine hohe Wahrscheinlichkeit gegeben, dass Investoren für ein entsprechendes Produkt begeistert werden können.
- Vermögensverwalter und Family Offices müssen immer wieder aufzeigen, wo sie einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen. Das rechtzeitige Erfassen und erfolgreiche Abbilden von Zukunftstrends kann hier im Rahmen der Asset Allocation ein probates Mittel darstellen. In diesem Zuge kann der Vermögensverwalter, falls vorhanden, auch bei der Produktauswahl seine Selektionsexpertise unter Beweis stellen und zusätzlich punkten.
- Erfahrene Fondsinitiatoren haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und führen ihre Produkte sehr häufig auch weiter, wenn diese durch eine zyklische Korrektur temporär größeren Rückgaben von Fondsanteilen ausgesetzt sind. Gelingt es dann, weiterhin eine gute Performance zu erzielen, sind solche Produkte umgehend auf der Kaufliste von Investoren, sobald das fragliche Thema wieder Fahrt aufnimmt.
- Es ist wahrscheinlich, dass Investoren in ihren Portfolios weiterhin verstärkt dezidierte Megatrends akzentuiert abbilden werden - und dies, obwohl das Investieren in Themenfonds besonders herausfordernd ist. Zum einen muss zunächst das richtige Thema identifiziert werden, das zudem von der Bewertungsseite her die positiven langfristigen Perspektiven noch nicht vollständig vorweggenommen hat und somit über weiteres Potenzial verfügt. Zum anderen wird Selektionskompetenz benötigt, um den richtigen Investmentfonds und den richtigen Manager zu identifizieren.
Schlussfolgerungen
Unserer Ansicht nach werden Themenfonds weiterhin hoch in der Gunst der Investoren stehen und ihren Wachstumstrend fortsetzen. Dies betrifft liquide Anlagestrategien ebenso wie Strategien im illiquiden «Private Markets» Bereich, wie z.B. CleanTech, Mobilität, Langlebigkeit und andere. Anlegern sollte allerdings bewusst sein, dass das Investieren in Themenfonds besonders anspruchsvoll ist und spezifische Kompetenzen erfordert.
Nichtsdestotrotz gibt es abschließend einige wichtige Dinge zu beachten, denn das richtige Thema zu finden stellt nur einen Teil der Gleichung dar. Den Fonds dazu zu bringen, tatsächlich zum Thema zu passen, ist eine weitere wichtige Komponente. Konkret heißt dies: Es gilt genau zu beurteilen, wie viele der in den Portfolios von Themenfonds vertretenen Unternehmen über welchen Anteil ihrer Einnahmen mit Tätigkeiten bzw. Produkten, die mit dem betreffenden Thema zu tun haben, verfügen. Abschließend gilt es die Bewertung zu hinterfragen. Wie viel des erwarteten Wachstums eines Themas ist in diesen Aktien im Portfolio bereits eingepreist?
Thematische Fonds haben die Fantasie der Anleger geweckt. Fondspromotoren sollten jedoch insbesondere prüfen, ob man von einem Trendthema langfristig tatsächlich so überzeugt ist, dass man auch in zyklischen Schwächephasen das Produkt weiterführen will und kann. Es ist zudem essenziell, über eine besondere Expertise und einen glaubwürdigen und durchdachten Investmentansatz im betreffenden Thema zu verfügen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, wie dies bei einigen Produkten von Kunden der VP Fund Solutions der Fall ist, kann ein gutes Themenprodukt rasch zu einer Erfolgsgeschichte werden.