Investment Ideen

Dividenden als Wegweiser nutzen

Bernd Hartmann, Leiter CIO-Office · Harald Brandl, Senior Investment Strategist · Marcello Musio, Senior Equity Analyst
Lesedauer: 4 Min
Die wirtschaftlichen Folgen der weltweiten Gesundheitskrise haben Dividendenanleger besonders hart getroffen. Die Angst vor einem weiteren schwierigen Geschäftsjahr lassen vor allem in Europa die Dividendenerwartungen deutlich sinken. Zu deutlich aus unserer Sicht.

Während sich die Auswirkungen und die Eindämmung der Corona-Pandemie wesentlich komplexer erweisen als bis anhin angenommen, zeigen sich auch Lösungstendenzen. Vor allem den Errungenschaften der digitalen Ökonomie und der Telearbeit ist es zu verdanken, dass über das gesamte vergangene Geschäftsjahr hinweg die wirtschaftlichen Schäden der börsennotierten Unternehmen weniger drastisch ausfielen als befürchtet. Hierbei sind deutliche regionale Unterschiede erkennbar. Regionen, deren Börsen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an moderner Informationstechnologie wie zum Beispiel China und USA, profitieren stärker. Chinas Börse wird zusätzlich durch eine überproportionale Güter-Nachfrage aus dem Onlinehandel begünstigt. Allerdings sind Technologie-Werte traditionell keine guten Dividendenzahler, denn sie investieren lieber einen grösseren Teil des Gewinns in weiteres Wachstum.

Europa hingegen ist stärker fokussiert auf traditionelle Industrie- und Dienstleistungsstrukturen. Viele dieser Unternehmen zahlen in der Regel überdurchschnittliche Dividenden. Die Einschränkungen der Mobilität und der hohe Anteil an Finanzwerten sorgten für grössere negative ökonomische Einwirkungen und somit auch für erhöhte Unsicherheiten. Obwohl der Gewinnrückgang im Vergleich zu früheren Krisen aussergewöhnlich hoch war, zahlten viele Unternehmen dennoch ihre angekündigten Dividenden voll oder zumindest teilweise. Auch wurden einige der zunächst ausgesetzten Gewinnausschüttungen im späteren Jahresverlauf nachgeholt.

EURO STOXX 50: Gewinne und Dividenden in Krisenzeiten

Eurostoxx 50
Emotionale Marktteilnehmer

Mit dem Ausbruch der Pandemie in Europa und den USA wurde spätestens mit den ersten Eindämmungsmassnahmen hohe Ängste und intensive Kurseinbrüche an den Börsen ausgelöst. Diesen folgte in einer überraschend kurzen Zeit eine impulsive Erholungsphase. Dominierende Märkte wie USA oder China erholten sich dabei um 76 respektive 85 % und verzeichneten dabei sogar neue Höchststände. Aktien in Europa konnten gemessen am Tiefpunkt um gut 58 % zulegen, während der defensive Schweizer Aktienmarkt im vergleichbaren Zeitraum lediglich um 40 % stieg. Bestimmende Themen für Anleger waren die Digitalisierung und Automatisierung, die ökologische Nachhaltigkeit und der Fokus auf die wirtschaftliche Erholung krisengebeutelter Unternehmen. Die zum Teil sehr heftigen Preisbewegungen innert sehr kurzer Zeit deuten darauf hin, dass dabei – wie schon so oft – die Gewinnerwartungen der Anleger der Realität vorauseilen. Gleichermassen erzeugt der Tunnelblick auf nur wenige Bereiche auch klare Differenzen. Dies spiegelt sich auch in den divergierenden Dividendenerwartungen für die Leitindizes in den USA und Europa wider.

Divergierende Dividendenerwartungen (indexiert)

Divergierende Dividendenerwartungen

Das zeigt die Signalwirkung stabiler Dividendenzahlungen, die in den USA nahezu auf Vorjahresniveau lagen. Verknüpft man dies mit den Gewinnerwartungen, so erscheinen diese für Europa als zu niedrig.

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 erwarten die Analysten für die USA, die Schweiz und die Schwellenländer Gewinnausschüttungen, die auf oder über dem Niveau von 2019 liegen. Für Europa liegt die Prognose jedoch 18 % darunter. Die Schätzungen für 2022 weisen gleichermassen noch einen Abschlag von 9 % aus. Dies unterstellt ein deutlich schwächeres, relatives Gewinnwachstum und ist nicht kongruent mit den aktuellen Gewinnerwartungen. 

Das zeigt die Signalwirkung stabiler Dividendenzahlungen, die in den USA nahezu auf Vorjahresniveau lagen. Verknüpft man dies mit den Gewinnerwartungen, so erscheinen diese für Europa als zu niedrig.

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 erwarten die Analysten für die USA, die Schweiz und die Schwellenländer Gewinnausschüttungen, die auf oder über dem Niveau von 2019 liegen. Für Europa liegt die Prognose jedoch 18 % darunter. Die Schätzungen für 2022 weisen gleichermassen noch einen Abschlag von 9 % aus. Dies unterstellt ein deutlich schwächeres, relatives Gewinnwachstum und ist nicht kongruent mit den aktuellen Gewinnerwartungen. 

Fazit

In einem Umfeld differenzierender und konzentrierender Marktpreisbewegungen bieten stabile Dividendenausschüttungen eine Orientierung über die Finanzkraft der Unternehmen. Trotz stabiler Dividendenausschüttungen werden solche Aktien in den USA und der Schweiz weiterhin vernachlässigt und in Europa mit einem zu hohen Abschlag gehandelt. Dies eröffnet für mittel- bis langfristige Investoren eine gute Gelegenheit, zu attraktiven Preisen in Unternehmen mit hoher Qualität zu investieren.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Ihren Kundenberater.

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